Seit über 15 Jahren optimiert amanu die Dokumentationsprozesse in Krankenhäusern und Kliniken. Heiko Grießer, Geschäftsführer der amanu GmbH, und sein Team arbeiten hierbei regelmäßig mit den relevanten Spracherkennungstools in den unterschiedlichsten Einsatzszenarien und kennen deren Praxistauglichkeit im Klinikalltag.
Lesen Sie im folgenden Interview, unter welchen Voraussetzungen Spracherkennung einen wirklichen Mehrwert liefern kann und wie wichtig ganz andere Workflow-Aspekte für den erfolgreichen Einsatz sind.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung beim Thema Spracherkennung in der Medizin?
Wir beobachten, dass viele Kliniken aufgrund der KHZG-Förderung flächendeckend für alle Ärzt*innen Spracherkennungslizenzen gekauft haben. Aber die Einführung von Spracherkennung funktioniert nicht mit der Gießkanne von oben. In der Regel bleiben dann die Lizenzen ungenutzt in der Schublade liegen und verursachen mittelfristig hohe Kosten. Von der Unzufriedenheit bei Ärzt*innen und Schreibkräften ganz zu schweigen …
Was halten Sie generell von der Spracherkennung?
In einigen Szenarien ist die Spracherkennung tatsächlich der effizienteste und schnellste Weg für Diktierende, ein Ergebnis im aktuellen Prozess zu erzielen. Ein Befund kann bspw. direkt vom Arzt/von der Ärztin schnell im System für die Weiterbehandlung im Haus zur Verfügung gestellt werden. Oder in der Ambulanz, in der die Zeit zwischen Behandlung und Arztbrief so kurz wie möglich sein muss, kann die Spracherfassung enorm helfen.
Spracherkennung ist aber kein Allheilmittel, das generell die Probleme bei der Dokumentenerstellung löst. Voraussetzung ist beispielsweise, dass sie sich nahtlos in den Alltag der Ärzt*innen integrieren lässt. Je nach Arbeitsplatzsituation ist das ganz einfach bis nahezu unmöglich. Nehmen Sie die Radiologie, wo die Befundung sowieso am Bildschirm und im KIS oder RIS stattfindet - da ist die Spracherkennung ein echter Gewinn. Viele Behandelnde haben aber keinen eigenen Arbeitsplatz oder diktieren lieber mobil. Für die müssen andere Lösungen gefunden werden.
Anderes Beispiel: Für einen Arztbrief müssen normalerweise Diagnosen und Befunde übernommen und teilweise noch korrigiert werden. Und am Ende soll der Brief auch noch nach was aussehen, bevor man ihn rausschicken kann, was vor allem bei Word-basierten Systemen mit hohem Formatierungsaufwand definitiv nicht durch die Ärzteschaft geleistet werden kann - und auch nicht soll!
Also ist Spracherkennung für Sie keine Lösung in Krankenhäusern?
Viele haben einfach falsche Erwartungen an die Spracherkennung. Sie ist ein Tool, ein Stück Software, das Prozesse unterstützen soll. Die Spracherkennung an sich löst ja keine Probleme, die sich in den Prozessen schon seit Jahrzehnten festgesetzt haben. Für uns ist die Spracherkennung nur einer von vielen Hebeln, um die Abläufe rund um die Dokumentation effizienter zu gestalten.
Man muss das einfach differenziert betrachten, sonst machen Sie den Fehler, die ganze Arbeit vom Schreibdienst auf die Ärzteschaft zu verlagern.
Wie sieht dann die Lösung aus?
Man muss den gesamten Prozess im Auge haben. Und innerhalb der einzelnen Prozessschritte genau untersuchen, welche Option im jeweiligen Anwendungsfall optimal ist. Bei der Übersetzung von Sprache zu Text kann es die Spracherkennung sein – aber nicht zwangsläufig. Aufgrund unserer Erfahrung mit weit über 100 Häusern können wir mit unseren Kund*innen Lösungen erarbeiten, die am Ende allen Beteiligten zugutekommen. Und das tun wir gerne, Tag für Tag, in der Zusammenarbeit im operativen Betrieb, aber auch in großen Umstellungs- oder Optimierungsprojekten. Wir sind ja auch Teil der Prozesskette, der Erfolg unserer Kund*innen ist automatisch auch unser Erfolg.
D.h., Sie haben keine Angst davor, sich selbst wegzuoptimieren?
Nein, wir profitieren doch genauso davon! Wo es nur um die einfache Übersetzung von Sprache in Text direkt am Bildschirm geht, ist die Spracherkennung mittlerweile oft die effizientere Alternative. Und das ist doch auch gut so! Das schafft freie Kapazitäten im Schreibdienst – egal ob intern oder extern.
Aber bitte nur da, wo es auch wirklich Sinn macht und eben nicht zur zusätzlichen Belastung für die Ärzt*innen wird. Die Ärzt*innen sollen sich nicht in Word mit der Formatierung herumschlagen, die haben auch keine Zeit, sich mit Satzbau und Grammatik aufzuhalten. Unsere Schreibkräfte glätten enorm viel, damit am Ende auch ein brauchbares Ergebnis herausgegeben werden kann - von Diktierenden, die Nicht-Muttersprachler*innen sind, mal ganz abgesehen.
Und woher soll man wissen, wo was Sinn macht?
Uns fragen! [lacht] Nein im Ernst, es spielen viele Faktoren rein, je nach Fachbereich und Berichtsart, je nach Workflow im KIS, Struktur der Dokumentation, Diktatworkflow usw. – und es hängt natürlich enorm viel an den Ärzt*innen selbst, deren Diktierweise und Motivation. Wir wissen mittlerweile aus vielen Projekten, was im Gesamtbild nachher tatsächlich zu mehr Effizienz und damit Kosteneinsparungen führt.
Wir haben in den letzten Jahren viel Know-how aufgebaut, wie Kliniken den gesamten Dokumentenerstellungsprozess optimieren – und u. a. wirklich gewinnbringend Spracherkennung einsetzen. Wir starten immer mit einem kostenlosen ersten Beratungsgespräch. Es ist für Neukund*innen also komplett risikolos.
Wie sehen Sie die künftige Entwicklung für amanu?
Wir sehen uns mit unserer eigenen IT-Abteilung ja schon immer mehr als Prozessoptimierer und nicht nur als Schreibdienst. Daher sehen wir die Chancen, die sprachbasierte Dokumentationsprozesse ermöglichen, und wollen sie zusammen mit unseren Partnern, aber auch mit eigenen Lösungen voranbringen. Wir sind hierzu aktuell mit drei Themen in der Entwicklung für 2023 und 2024 – Sie dürfen gespannt sein!